Der erste Bürgermeister in der Porträtfolge, Kajetan Klein, hatte sein Amt von 1759 bis 1798 inne. Der Waidhofner Künstler Robert Leitner malte dieses Bild.
Florian Frieß (1799 – 1828)
Der längst gediente Bürgermeister der Stadt, musste während seiner Amtszeit viel Leid ertragen und führte die Stadt in einer sehr schwierigen Zeit.
Florian Frieß entstammte einer oberösterreichischen Familie aus Perg und erlernte in Weyer das Gewerbe des Lebzelters und Wachsziehers. 1788 kaufte er das Lebzelter-Haus Untere Stadt Nr. 32, und erhielt mit seiner Frau Baptista Groß das Bürgerrecht in Waidhofen verliehen. Seine Amtszeit war geprägt durch die mehrmalige Invasion französischer Truppen, deren Willkür Frieß auch persönlich ausgeliefert war.
Seine Ambitionen zur Errichtung einer Industrieschule scheiterten am Widerstand der Eltern.
Unter ihm wurde auch der Wehr- und Stadtgraben vom Ybbstor bis zur Bürgerspitalkirche eingeebnet und die der Hauptmauer vorgebaute Zwingermauer abgetragen. Bei dieser Aktion stürzte das alte Schulhaus ein, das später wieder neu errichtet wurde und heute als Konditorei Hartner für die Waidhofner ein bedeutender Treffpunkt ist.
Ein schwerer Schlag für Florian Frieß war 1816 der Brand der Vorstadt Leithen, der durch einen Blitzschlag verursacht wurde. 1828 starb er von den vielen Schicksalsschlägen ausgebrannt an so genannter Entkräftung. Die Porträts von ihm und seiner Frau hängen heute im Museum der Stadt.
Johann Haller (1839 – 1843)
Für Johann Haller nennt Friedrich Richter in den Heimatblättern des Musealvereins den 27. Dezember 1775 als Geburtsdatum. Er war Chirurg und kam 1806 aus Meran nach Waidhofen, wo er seinen Wohnsitz im heutigen Gebäude des Klosterkindergartens nahm. Kurze Zeit später heiratete er eine Hebamme aus Scheibbs.
Offensichtlich erwarb er sich in den nächsten drei Jahrzehnten die Anerkennung der Waidhofner Mitbürger, denn im März 1839 unterzeichnete er erstmals ein Ratsprotokoll als Bürgermeister. Nur einige wenige Informationen gibt es über seine Amtsperiode. So wurde im November 1839 das Ybbstor, der Vorbau des Ybbsturms, abgebrochen und zwei Jahre später der Adler angebracht.
Im Juni 1843 wurde schließlich die bekannte Aufschrift „Urbis Nutrimenta“ angebracht, die jeden Besucher auf die Eisenverarbeitende Tradition unserer Stadt hinweist.
Am 21.November 1840 wurde der Neubau der Steinernen Schlossbrücke fertig gestellt und 1842 erfolgte die Gründung einer Industrieschule. Da über ein Ausscheiden Hallers aus dem Bürgermeisteramt nichts bekannt ist, kann man vermuten, dass sein Tod durch Lungenlähmung 1843 ihn noch während seiner Amtszeit ereilte.
Vinzenz Grossmann (1845-1848 und 1858-1861)
Johann Vinzenz Großmann ging in die Geschichte der Stadt als der Bürgermeister ein, der die Stadtbefestigungen schleifen ließ. Er war aus Budweis nach Waidhofen gekommen und hatte hier ein Geschäft am Oberen Stadtplatz (Heute Herrenausstatter Hölblinger) eröffnet. In seiner ersten Amtsperiode initiierte er mehrere Baumaßnahmen, die die Enge der mittelalterlichen Stadt beseitigen sollten. 1846 wurde das Schilcher- oder Amstettener Tor abgerissen. Auch der heute großzügige Freisinger Berg entstand durch den Abriss der alten Warenniederlage, die den Verbindungsweg zwischen den beiden Stadtplätzen in zwei Bereiche teilten und die Auffahrt zum Oberen Stadtplatz entsprechend eng gestalteten. Die Mauerreste mit dem „Kaufhaus“, das später als Rathaus genutzt wurde, hatten schon lange ihren Zweck verloren und Grossmann verwendete den Schutt, um den Schlossgraben zu füllen.
Den Durchgang vom Hohen Markt zum Graben bei der Konditorei Hartner entstand ebenso unter seiner Amtszeit. Für die meisten Waidhofner ist diese Gasse eine Selbstverständlichkeit und nur Wenige wissen, wem sie die bequeme Abkürzung verdanken.
Als er schließlich auch die Befestigungsmauern um das Bürgerspital und das Spitaltor entfernen ließ, äußerte sich die Unzufriedenheit mancher Bürger durch die Bildung eines Beschwerdekomitees, das Großmann eine eigenmächtige Verwendung von Finanzen vorwarf.
Er trat daraufhin zurück, wurde aber 1858 für eine 2. Amtsperiode geholt. In dieser Zeit ließ Großmann die letzten Reste der Mauer entlang des Schwarzbaches abreißen.
Die Touristiker, mögen es sicher bedauern, dass Johann Großmann das romantische Stadtbild Waidhofens verändert hat, doch die Stadtentwicklung drängte zu dieser Zeit auf mehr Freiflächen und spätestens mit dem steigenden Verkehr wäre eine ähnliche Entwicklung nicht aufzuhalten gewesen, die dem Zeitgeist entsprach.
Josef Riedmüller (1849 – 1858 und 1861 – 1864)
Die Angaben zu Josef Riedmüllers Lebensdaten beschränken sich auf das Geburtsdatum am 8. April 1810 und das Sterbedatum am 20. Oktober 1870. Der Brauereibesitzer zeichnete im November 1849 zum ersten Mal als Bürgermeister. Nach den Revolutionsunruhen von 1848 wurde 1849 erstmals nach den Regelungen der provisorischen Gemeindeordnung gewählt, die den Bürgermeister und drei Gemeinderäte als Lenkungsorgan der Exekutive vorsahen. Da Waidhofen noch kein eigenes Statut hatte, hatten Bürgermeister und Gemeinderäte lediglich die Agenden des übertragenen Wirkungskreises zu erledigen und waren dem k. k. Bezirksamt unterstellt.
Obwohl für diese erste Amtszeit Riedmüllers wesentliche Jahrgänge der Ratsprotokolle fehlen, ist die Bilanz bis 1852 doch beeindruckend, Das Haus am Unteren Stadtplatz 22 (heute Bücherecke) wurde als künftiges Rathaus angekauft und 1850 erfolgte die Eröffnung des neuen Kollegialgerichts. Ebenso kaufte die Stadt das spätere Konviktsgebäude, um dort eine Hauptschule und Unterrealschule einzurichten.
Der Umbau des Stahlhammerwerks Hollenstein in ein Puddlingwerk war einer der folgenschweren Beschlüsse der Politik, der die Finanzen der Stadt in den nächsten Jahrzehnten in ein Desaster verwandeln sollte. Bis zur nächsten Wahl machten sich bereits die Absatzprobleme bemerkbar und kosteten Riedmüller sein Amt. Da aber offensichtlich auch Vinzenz Grossmann als Interimsbürgermeister das Problem nicht lösen konnte, wurde Riedmüller 1861 wieder als Bürgermeister bestätigt. Er ließ das Stahlwerk mit zwei Dampfhämmern bestücken, die jedoch nie in Betrieb gingen und die Passiva des Hollensteiner Werks bis 1863 auf 90.000 Gulden trieben, weshalb es schon 1864 wieder zu Neuwahlen kam.
Franz Hofbauer (1864 – 1867)
Der 1824 in Allenststeig geborene Franz Hofbauer war Kaufmann und betrieb in der Unteren Stadt ein Geschäft. 1864 standen Neuwahlen zum Gemeinderat an, die nach der neuen Gemeindeordnung vom 31. März 1864 abgehalten wurden. Zehn neue Gemeindeausschüsse wurden mit Franz Hofbauer als Bürgermeister an der Spitze gewählt.
Von seinem Vorgänger übernahm Hofbauer das Problem mit dem Hollensteiner Werk, das eine enorme Schuldenbelastung aufwies. Es kam zu schweren Auseinandersetzungen mit dem Werksdirektor Immendorf, worauf die Gemeindeausschüsse in den Streik traten und eine Beschwerde an den Landessausschuss ging.
Um einige der finanziellen Probleme zu bewältigen verkaufte die Gemeinde für 700.000 Gulden das Staatsgut Waidhofen und forcierte die Holzschlägerung auf den verbleibenden Wäldern auf 2.500 Kubikklaffter. Um dieses Holz aus den Wäldern transportieren zu können bediente man sich der Holzflößerei, die von der Straßburger Holzhandelsfirma Götz installiert worden war.
Zwei wichtige Vereinsgründungen gehen auf die Amtszeit Hofbauers zurück. Der katholische Gesellenverein kümmerte sich um die Betreuung und Bildung von Arbeitern im Gewerbebereich und die Bildung des Veteranenvereins, wirkt bis heute nach.
Franz Hofer 1867-1874
Franz Hofer, war zwar gelernter Uhrmacher und Graveur, aber mehr als Besitzer des Gasthauses „Goldenes Schiff“ erfolgreich. Als er 1867 Bürgermeister der Stadt wurde, übernahm er mit dem unrentablen Puddlingwerk in Klein-Hollenstein eine mehr als belastende Hypothek für seine Amtszeit. Das 1859 von der NÖ Statthalterei angeregte Ansuchen um ein eigenes Gemeindestatut, war vom Gemeinderat mit Hinweis auf die schlechte Finanzsituation der Stadt abgelehnt worden. Stattdessen bemühte man sich zehn Jahre später um die Errichtung einer Bezirkshauptmannschaft. Die darauf erteilte Absage wurde durch den Rat des zuständigen Ministers begleitet, noch einmal um das Statut anzusuchen, das am 6. Februar 1869 in Kraft trat.
Damit war der Liberale Franz Hofer der erste Bürgermeister der autonomen Stadt Waidhofen. In seine Amtszeit fallen wichtige Projekte, wie der Bau der Kronprinz Rudolf Bahn von Amstetten nach Waidhofen und weiter ins Ennstal hinein. 1869 unterstützte Hofer die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr und des Verschönerungsvereins.
1870 wurde auf seine Initiative eine Ziegelei auf der Bürgerspitalwiese in der Nähe des Kleinen Kreuzes errichtet, die von der Stadt bis zur Erbauung der Ybbstalbahn betrieben wurde.
Auch die Errichtung einer Schwimm- und Badeanstalt in Unterzell gehörte zu den innovativen Projekten, seiner Amtszeit. Der Unterrealschule verschaffte er einen neuen Standort, als er das ehemalige Pocksteinerhaus am Oberen Stadtplatz (Ärztezentrum) an die Sparkasse übergab.
Die Arbeit seines Vorgängers Grossmann setzte er fort, indem er weitere Teile der Stadtbefestigung wie das Weyrertor abreißen ließ, um dem Verkehr Platz zu schaffen.
Obwohl er 1872 wieder als Bürgermeister bestätigt wurde, stolperte er zwei Jahre später über den Konkurs eines Kaufanwärters für das Puddlingwerk, das inzwischen zur Finanzkatastrophe geworden war. Er reichte seine Demission am 7. Jänner 1874 ein.
Mag. Moritz Paul (1874 – 1881)
Mit seinem Bürgermeisteramt, in das er 1874 gewählt wurde, fand Paul eine mehr als schwierige Finanzlage der Stadt vor. Mit einem Schuldenstand von 420.000,- Gulden beliefen sich allein die Zinsen für das Verlust bringende Puddlingwerk auf 26.000,- fl. Verhandlungen mit potentiellen Käufern verliefen erfolglos. Im Lauf der Jahre 1875 und 1876 erfolgte schließlich die Liquidation des Werkes und die Entlassung der Werksarbeiter.
In Waidhofen setzte man auf den Tourismus, der zur Gründung einer eigenen Sektion des Alpenvereins führte. Die gesteigerte Nachfrage nach Betten führte zum Bau des Hotels Inführ, das genau jene Lücke wieder sperrte, die durch den Abriss des Weyrertors geschaffen worden war.
Auch die Schießstätte am Salesianerplatz wurde – wahrscheinlich wegen des Lärms – zum Bauernhaus Kroißbach verlegt. Diese alte Schießstätte wurde an den Besitzer des Hotels „Goldener Löwe“ verkauft, der das gesamte Areal zu einem luxuriösen Hotelbetrieb ausbaute.
Die Stadt errichtete aus dem Erlös einen Kindergarten und eine Turnhalle (heute Handelsakademie). Bei den Wahlen 1881 wurde Moritz Paul nicht mehr zum Bürgermeister gewählt, wurde jedoch 1907 für seine Leistungen zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
Karl Frieß (1881 – 1891)
Als echter Waidhofner wurde er 1834 hier geboren. Er war Betreiber einer Spielwarenhandlung, aber als Geschäftsmann nicht sehr erfolgreich. Diese mangelnde Eigenschaft sollte ihm auch als Bürgermeister zum Verhängnis werden.
Als Bürgermeister war er allerdings sehr beliebt in Waidhofen, da er nach dem etwas steifen Dr. Paul als liebenswürdiger und jovialer Mensch einen volkstümlichen Führungsstil verkörperte. Eines seiner ersten Projekte war der Bau des Gehwegs zum Bahnhof und die Verbreiterung der Wienerstraße durch den Abriss der Häuserzeile am Schwarzbach. Dadurch entstand auch der später als „Ganserlpark“ bekannte Grünstreifen.
In seiner zweiten Amtsperiode wurde die Frage um die Verlegung des Friedhofs akut. Der alte Friedhof beim heutigen Schillerpark war aus sanitären Gründen nicht mehr tragbar, weshalb man die Verlegung auf die „Hollensteiner Gründe“ beim Großen Kreuz zum Vorschlag bracht. Trotz Gegenwehr wurde der Beschluss zum Neubau des Friedhofs 1887 gefasst. Mit dem Ankauf neuer Quellen sicherte Frieß auch die Wasserversorgung der Stadt.
Weitere Aktivitäten seiner Amtszeit waren 1890 der Bau der Lehrwerkstätte an der Ybbs, für die die städtischen Schleifmühlen weichen mussten und der Bau der Schnabelbergwarte.
Doch trotz seiner Beliebtheit und der mehrmaligen Wiederwahl, hinterließ seine Amtsführung ein Finanzchaos. So wie er offensichtlich nicht in der Lage war, sein Geschäft zu führen, bekam er auch die städtischen Finanzen nicht in den Griff. Besonders die steuerlichen Verpflichtungen der Stadt gegenüber der Landesherrschaft hielt er nicht ein. Daher wurde ihm nach seinem letzten Wahlerfolg 1891 die Bestätigung des Kammeramtes für seine Amtsübernahme verweigert und er trat von allen politischen Ämtern zurück.
Julius Jax (1891 – 1894)
Der Gerbereibesitzer Julius Jax wurde am 28. 1.1851 in Waidhofen geboren und 1891 in sein Amt gewählt, das er aber nur 3 Jahre innehatte.
Schon in seinem ersten Amtsjahr gründete Jax einen Verein zur Erbauung einer Friedhofskapelle, dessen Obmann er war. Dieser Bau wurde unter Jax´ Nachfolger Plenker bald Gegenstand heftigster politischer Querelen zwischen den Liberalen und ihren christlich-sozialen Gegnern, da die Kapelle ohne Baugenehmigung errichtet wurde und der schiefe Bau mehrmals von Plenker eingestellt wurde.
Nach dem Auftreten der Cholera beschäftigte sich der Stadtrat mit der Errichtung einer städtischen Wasserleitung, die die teuren Röhrenbrunnen ersetzte und nun endlich eine geregelte Wasserversorgung der Bevölkerung garantierte.
Am Ende seiner Amtszeit beschloss der Reichsrat auch das Gesetz über die Erbauung der Ybbstalbahn und erteilte 1894 die Konzession.
Im Alter von 80 Jahren verstarb Julius Jax 1930 an einer Lungenentzündung.
Bürgermeister Plenker 1894-1911
Dr. jur. Theodor Freiherr von Plenker kam 1868 als dreißigjähriger Advokat nach Waidhofen und engagierte sich sehr bald auch politisch. 1878 wurde er zunächst in den Landtag gewählt und trat 1894 seine erste Amtsperiode als Bürgermeister der Stadt Waidhofen an. Wesentliche Infrastrukturmaßnahmen, die Waidhofen in die Moderne führten, wurden in seiner Zeit umgesetzt. Schon ein Jahr nach seinem Amtsantritt wurde die Straßenbenennung und neue Hausnummerierung in Waidhofen beschlossen.
Plenker, der die Notwendigkeiten der Modernisierung in der Stadt erkannte, fand in Baron Rothschild einen Partner, der durch großzügige Spenden viele Projekte ermöglichte. So wurde ein Kanalnetz errichtet, das die übelriechenden offenen WC-Anlagen beseitigte und in den Fluss einleitete. Auch für die lange beantragte Ybbstalbahn erfolgte durch Rothschilds Hilfe der Spatenstich und die rasche Umsetzung.
Mit seiner geschickten Finanzpolitik konnte Plenker den Schuldenstand der Stadt aus dem Hammerwerk-Debakel verringern und sogar wichtige Projekte umsetzen. Der Erwerb der Bürgerspitalgründe im Tauschverfahren ermöglichte die Erschließung der Vorstadt Leithen als neues Siedlungsgebiet aus einem Mix von Reihenhausbauten und gründerzeitlichen Villen. Dazu wurde auch die Pocksteiner Straße bis zum Kleinen Kreuz und später noch bis in den Vogelsang ausgebaut, um den neuen Friedhof zu erreichen. Das 1898 beschlossene E-Werk in der Ybbsitzer Straße sicherte dem aufstrebenden Sommerfrischeort Waidhofen eine Straßenbeleuchtung und den Hotels jenen Luxus, den verwöhnte Sommergäste erwarteten.
Ein Zankapfel wurde die Standortfrage für das 1907 neu zu errichtende Krankenhaus. Der Bauplatz neben dem Friedhof wurde zunächst von den Ärzten heftig kritisiert, was sich jedoch als unnötige Sorge erwies. Die in seiner späten Amtszeit realisierte Installation einer Oberrealschule legte gemeinsam mit dem Ausbau der Lehrwerkstätte für Kleineisenindustrie zu einer Fachschule für Waidhofen den Grundstein als Schulstadt.
Das Kulturleben erlebte unter Plenker eine Blütezeit und gemeinsam mit seiner vorausschauenden Infrastruktur- und Finanzpolitik war er einer der geachtetsten Bürgermeister der Stadt. Die während seiner Amtszeit in Auftrag gegebene Bürgermeisterkette erinnert seine Nachfolger noch heute an deren ersten Träger.
Dr. Josef Steindl (1911 – 1913)
Josef Steindl kam 1898 als Arzt nach Waidhofen, wo er 23 Jahre lang seine Ordination betrieb und Dienst im Krankenhaus in der Wiener Straße machte. Als Vertreter des nationalen Flügels im Gemeinderat wurde er nach Dr. Plenker 1911 einstimmig zum Bürgermeister gewählt.
In seinem ersten Amtsjahr wurde die Errichtung einer Mädchenbürgerschule beschlossen. Nur wenige Wochen später wurde das Elektrizitätswerk II am 11. Oktober eröffnet.
Bei den Neuwahlen zum Gemeinderat 1913 kandidierte er nicht mehr. Seine Verwicklungen in den Schülerstreik der Oberrealschule, bei denen auch sein Sohn die Schule verlassen musste und die verlorene Abstimmung über den Abriss des Ybbsturms, der neben seinem Haus stand und daher als Eigeninteresse verstanden wurde, machten ihn zum Opfer übler Anfeindungen. Er verließ Waidhofen bald danach und übte seinen Beruf in Linz aus, wo er 1946 starb.
Dr. Jur. Georg Rieglhofer (1913 – 1918)
Dr. Rieglhofer wurde 1864 in Feldsberg, NÖ geboren und kam 1909 als Notar nach Waidhofen. Er engagierte sich schnell im Vereinsleben der Stadt und wurde bald in den Gemeinderat gewählt. Am 19. April 1913 wurde er schon als Nachfolger von Dr. Steindl zum Bürgermeister gewählt. Er war ein kunstsinniger Mann, der sich als Obmann des Musealvereins sehr für die Erhaltung des historischen Stadtbildes einsetzte, das seine Vorgänger oft recht unbedacht beseitigt hatten.
Am Vorabend des 1. Weltkriegs konnte er anlässlich der 400 Jahr-Feier der Schützengesellschaft noch Erzherzog Leopold Salvator begrüßen, der dem Fest die Ehre gab. Schon ein Jahr nach seiner Amtseinführung wurde seine Amtszeit vom Krieg beherrscht, der auch Waidhofen, so wie die meisten Orte der Monarchie logistisch völlig unvorbereitet vor große Probleme stellte. Schon 1916 wurde er von der hungernden Bevölkerung persönlich für die mangelnde Versorgung verantwortlich gemacht. Die kriegsbedingten Verordnungen und Requirierungen führten sogar zu Drohbriefen und Schmähungen gegen seine ganze Familie. Fotos der hungernden Bevölkerung, die in langen Schlangen vor den Essensausgabestellen wartet, sind ein beredtes Zeugnis aus dieser Zeit.
Als Dr. Rieglhofer Ende 1918 eine Zugladung voller Kartoffeln, die einem anderen Bezirk zugeteilt waren, nicht für die Stadt beschlagnahmte, schlug die Aggression der Arbeiter in offene Gewalt um. Sie drangen ins Rathaus ein und ohrfeigten den Bürgermeister, der daraufhin seinen Rücktritt bekannt gab.
Dr. Rieglhofer wurde, wie seine Bürger ein Opfer der kriegerischen Belastungen seiner Zeit und verkörpert die tragische Seite einer Bürgermeisterbiographie.
Josef Waas (1919 – 1923)
Als Sohn des Rothschild`schen Oberförsters wurde Josef Waas am 14.2.1868 in Waidhofen, Wienerstr. 27 geboren. Seine Kinderjahre verbrachte er in einem Waisenhaus in Wien, eine erste Lehre brach er ab und suchte sich einen Lehrplatz als Friseur.
Nach einem sehr erfolgreichen Militärdienst übernahm er das Friseurgeschäft seiner Mutter und heiratete Luise, die Tochter des Gasthausbesitzers Bromreiter. Mit einem Darlehen baute er sein Geschäft aus und errichtete noch drei weitere. Als er 1907 das Haus Oberer Stadtplatz 24 kaufte, legte er seine Geschäfte zusammen und installierte im oberen Stockwerk das erste öffentliche Wannen- und Heißluftbad.
Schon früh engagierte er sich politisch und gesellschaftlich für die Großdeutsche Gruppierung und leitete als Stadtrat die Belange der Wasserversorgung und der Wasserkraft. 1919 war er daher der logische Kandidat für den verwaisten Bürgermeisterposten.
Unter seiner Amtszeit erfolgte der Ankauf des Gasthauses „Zum roten Krebs“, das zum heutigen Rathaus umgebaut wurde. Waas war auch der Bauherr des Wasserkraftwerks Schwellöd, was in der wirtschaftlich schwierigen Zwischenkriegszeit ein gewaltiges Unterfangen war. Waas starb während seiner Amtszeit an einer Krankheit, der auch schon seine beiden Brüder erlagen.
Franz Kotter (1923 – 1925)
Der in Gresten 1880 geborene Franz Kotter wechselte 1905 als Bäckermeister nach Waidhofen und übernahm die Bäckerei Gantner in der Weyrer Straße. Nach dem unerwarteten Tod von Josef Waas sah er sich selbst nur als ein Zwischenkandidat, der versuchte die Lücke zu füllen, die der Tod von Waas gerissen hatte. Er wurde nur mit knapper Mehrheit zum Bürgermeister gewählt, was vielleicht auch eine Weiterführung des Amtes nach 2 Jahren verhinderte.
Kotter übernahm von Josef Waas einige große Projekte, wie die Fertigstellung des Kraftwerks Schwellöd, dessen Baukosten sich durch die Inflation gewaltig erhöht hatten. Auch der Ausbau des ehemaligen Theatersaals im neu angekauften Gasthaus zum Roten Krebs zum heutigen Gemeinderatssitzungssaal unterlag ihm. Auch die Hauptschule wurde errichtet, was die ohnehin finanziell noch schwer angeschlagene Stadt sicher enorm belastet hat.
Für den Tourismus setzte sich Kotter sehr ein und war auch Obmann des Verschönerungsvereins. Doch Franz Kotter war auch ein kranker Mann. Ein Herzleiden, das er sich in der russischen Kriegsgefangenschaft zugezogen hatte, belastete seine Leistungsfähigkeit und 1944 erlag er diesem Leiden, das wohl auch seine Amtszeit überschattet hatte.
Alois Lindenhofer 1925-1931, 1932-1935, 1937-1938, 1947-1952
Kein Bürgermeister Waidofens weist eine solche Liste von Amtszeiten auf wie Alois Lindenhofer, weshalb er auch als rettender Notnagel der Waidhofner Politik bezeichnet werden kann. Immer wenn die Zeiten schwierig waren und die Stadt dringend einen Bürgermeister brauchte, der für Stabilität sorgen sollte, wurde BGM Lindenhofer gerufen und so diente er seiner Stadt über 40 Jahre als Politiker.
1877 in Frankenfels geboren, besuchte er in Waidhofen die Schule und übernahm nach dem Militärdienst einen Kaufmannsladen am Hohen Markt. Obwohl er bereits 1913 in den Gemeinderat gewählt wurde, konnte er sich der Stadtpolitik erst nach seiner Rückkehr aus dem 1. Weltkrieg 1918 widmen. Seine erste Amtszeit von 1925 bis 1931 fiel in eine schwierige Zeit, in der Waidhofen von Heimwehraufmärschen, Revolutionen und Straßenkämpfen zwischen den paramilitärischen Gruppierungen der diversen Parteien gebeutelt wurde.
Nach der Wahl 1931 wurde Ignaz Inführ Bürgermeister, verstarb aber bereits ein Jahr später, weshalb Lindenhofer als Vize das Amt wieder übernehmen musste. Von 1935-1937 war das Bürgermeisteramt vakant und Waidhofen wurde durch einen Vertreter des Landes verwaltet, der 1937 das Amt erneut an Lindenhofer übergab. Dieser sollte wohl die aufgeheizte Stimmung kurz vor dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland beruhigen.
Nach dem 2. Weltkrieg übernahm Lindenhofer nach der Absetzungsdebatte um Bürgermeister Erich Meyer 1947 noch einmal die Amtsgeschäfte, die von den enormen Problemen der Nachkriegszeit geprägt waren. Wohnungsnot und Hunger mussten in Kooperation mit der sowjetischen Besatzungsbehörde bewältigt werden und hier war die große Erfahrung des Bürgermeisters und das Vertrauen der Menschen in ihn wohl eine der wichtigsten Faktoren. Alois Lindenhofer starb 1952 im Amt
Trotz seiner recht kurzen Amtsperioden brachte Alois Lindenhofer dennoch einige Projekte auf den Weg, die uns noch heute begleiten. Die Waldstraße auf den Buchenberg wurde in seiner 2. Amtszeit errichtet und die Müllabfuhr verbessert. Der Ausbau der beiden Stadtplätze zu ihrem heutigen großzügigen Erscheinungsbild geht ebenfalls auf Alois Lindenhofer zurück. Seine größte Leistung in dieser politisch unruhigen und wirtschaftlich so bedrückenden Zeit waren jedoch weniger die sichtbaren Infrastrukturmaßnahmen, sondern mehr die Tatsache, dass er über alle Jahrzehnte seiner Tätigkeit Waidhofen trotz vieler Probleme und gewalttätiger Auseinandersetzungen auf moderatem Kurs hielt und den Zusammenhalt bewahrte. Dass Waidhofen relativ glimpflich die Wirren der Zwischenkriegs- und NS-Zeit überstand, ist nicht zuletzt dem Wirken dieses eher im Stillen wirkenden aber beharrlichen Bürgermeisters zu verdanken.
Ignaz Inführ (1931-1932)
Ignaz Inführ wurde 1876 in Waidhofen geboren und 1925 als großdeutscher Mandatar in den Gemeinderat der Stadt gewählt. Bei der Bürgermeisterwahl im Mai 1931 kam es zur Stichwahl zwischen ihm und dem christlich-sozialen Kandidaten Alois Lindenhofer, die Ignaz Inführ zum Bürgermeister kürte.
Die schwierige wirtschaftliche und finanzielle Lage in der Stadt erlaubte keine großen Projekte, und beförderte die Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern des Republikanischen Schutzbundes und den Heimwehrverbänden. Die für 1932 zum 400jährigen Jubiläum anberaumte Feier aus Anlass der Akindschivertreibung von 1532 war daher das herausragende Ereignis in Inführs Amtszeit. Nach einer nur kurzen Amtszeit verstarb Inführ im Oktober 1932 nach einer schweren Operation.
Josef Haider 12.03.1938 bis 31.12.1938
Als einer der ersten Anhänger der NSDAP zog Josef Haider bereits 1931 in den Stadtrat ein. Nebenbei war er auch noch Bezirksleiter der Nationalsozialisten. Als die Partei 1933 verboten wurde betätigte er sich in der Illegalität, nahm dabei jedoch noch immer eine führende Rolle ein, die ihn nach dem Anschluss im März 1938 in das Bürgermeisteramt brachte. Alois Lindenhofer musste von seinem Amt zurücktreten, um dem langjährigen Parteigenossen Platz zu machen, nachdem Waidhofen mit einem Abstimmungsergebnis von 99,88 % für die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich gestimmt hatte.
Doch bereits 3 Wochen nach seiner Amtseinführung musste Haider zu einem Sanatoriumsaufenthalt, von dem er erst 5 Monate später zurückkam. Seit einer Kriegsverletzung im 1. Weltkrieg war Haider gehbehindert. Erst im September kehrte er nach Waidhofen zurück. Kurz darauf endete die Autonomie der Stadt und Waidhofen wurde dem Bezirk Amstetten eingegliedert, und gehörte nun zum Gau Niederdonau. Nach einem neuerlichen Aufenthalt im Süden, kehrte Josef Haider erst im Dezember nach Waidhofen zurück, doch sein Gesundheitszustand war so labil, dass er Ende Dezember resignierte. Im Januar 1939 wurde er vom Gauleiter Dr. Jury zum Ehrenbürgermeister von Waidhofen ernannt und verstarb schon 1943 im Alter von 51 Jahren.
Emmerich Zinner 1939 – 1945
1900 in Neunkirchen geboren, verbrachte Emmerich Zinner seine Kindheit in St. Peter in der Au. Als junger Lehrer tat er Dienst in vielen Schulen des Bezirks und begeisterte sich damals schon für die Ideen des Nationalsozialismus. Als er 1921 eine Ortsgruppe der NSDAP in St. Peter gründete, kandidierte er auch bei den Gemeinderatswahlen, obwohl die Partei damals noch verboten war.1933 wurde er erstmals verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Von seiner Dienstbehörde wurde er nach einem Disziplinarverfahren suspendiert.
Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurde er zunächst Bürgermeister von St. Peter, von Gauleiter Dr. Jury aber noch im selben Jahr zum Bürgermeister von Waidhofen berufen. Nachdem Zinner auch die Verwaltung der Gemeinden Zell an der Ybbs und Böhlerwerk übernommen hatte, stellte er schon zu Beginn seiner Amtszeit ein großzügiges Ausbauprogramm für Waidhofen zur NS-Musterstadt vor. Neben diversen Wohnsiedlungen sollten weitere moderne Infrastrukturprojekte errichtet werden. Durch den beginnenden Krieg wurden allerdings nur wenige Projekte realisiert, so das Parkbad, der Ausbau des Rathauses, die Siedlung Raifberg, Tennisplätze beim Parkbad und die Kreischulungsburg in der Wasservorstadt.
1943 annektierte er das Schloss Rothschild für die Stadt, um es zu Kriegsende unter das Kommando von General Rendulic, dem Oberbefehlshaber der Süd-Ost-Armee zu stellen, der hier am 7. Mai vor den amerikanischen Truppen kapitulierte. Zinner selbst war 1944 zur Front eingerückt und hatte seine Amtsgeschäfte an seinen Stellvertreter Ludwig Mayrhofer übergeben. In den letzten Kriegstagen war er jedoch wieder im Amt und ließ sich vom neu gebildeten Aktionskomitee überreden, die Stadt nicht gegen die Sowjettruppen zu verteidigen, um unnötiges Blutvergießen zu verhindern. In seinem Amt wurde er zunächst vom Aktionskomitee abgelöst, dann von Bürgermeister Erich Meyer, der als erster kommunistischer Bürgermeister Waidhofens in der Stadtgeschichte vermerkt ist.
Erich Meyer (1945 – 1947)
Erich Meyer wurde in den letzten Tagen des Krieges zum Vorsitzenden eines Aktionskomitees gewählt, das die Stadt vor zerstörerischen Verzweiflungstaten der Nationalsozialisten bewahren wollte. Nach dem Eintreffen der sowjetischen Besatzungsarmee wurde der Kommunist Erich Meyer von deren Vertretern als provisorischer Bürgermeister der Stadt Waidhofen eingesetzt. Nachdem am 7. Juli 1945 das Statut wieder in Kraft gesetzt wurde, fand die Angelobung Meyers am 7. September 1945 statt.
Nur zwei Monate nach seiner Wahl musste er bei den Nationalratswahlen im November eine große Schlappe für die Kommunistische Partei hinnehmen. Dennoch stürzte Meyer sich mit Elan in die Planungen und den Bau des Alpenstadions, der so kurz nach dem Krieg eine finanzielle und logistische Herausforderung war.
Weitere Projekte konnte er nicht mehr umsetzen, weil er Anfang 1947 im Zusammenhang mit Vorfällen um den Konsumverein und das Bedarfsdeckungsstrafgesetz, wegen Amtsmissbrauch verhaftet wurde. Erst drei Jahre später fand der Fall durch eine Gerichtsverhandlung im Landesgericht Wien seinen Abschluss. Meyer wurde in allen Anklagepunkten frei gesprochen, doch der lange Bearbeitungszeitraum, und sein zerstörtes Ansehen verhinderten eine Rückkehr auf den Bürgermeistersessel, den inzwischen wieder einmal Alois Lindenhofer als stabilisierender Faktor eingenommen hatte.
Franz Josef Kohout 1952-1973
Erstaunliche 21 Jahre lang führte Franz Josef Kohout die Geschicke Waidhofens in der schwierigen Nachkriegszeit, die in den ersten Jahren seiner Amtszeit auch noch wesentlich von der sowjetischen Besatzungsherrschaft bestimmt wurde. 1908 in Waidhofen geboren, erlernte er zunächst das Schlosserhandwerk, um dann ab 1928 eine Laufbahn als Berufssoldat einzuschlagen. Dort schaffte er durch viele Fortbildungsmaßnahmen sogar den Sprung in die Militärakademie und beendete diese als Leutnant. Nach seiner Heimkehr aus dem 2. Weltkrieg wurde er 1950 in den Gemeinderat gewählt und bereits zwei Jahre später nach dem unerwarteten Tod von Bürgermeister Lindenhofer mit 19 von 28 Mandaten zum Bürgermeister gewählt.
Da Waidhofen noch immer stark von den Problemen der Besatzung geprägt war, galt Kohouts Fürsorge in diesen ersten Jahren vor allem der Behebung der Wohnungsnot und der Unterstützung der Pensionisten und ärmeren Menschen durch Heizmaterial- und Lebensmittellieferungen. Die Bürger dankten es ihm mit einem überwältigenden Wahlerfolg bei der Wahl 1955. Sein Auftreten war dabei stark von den militärischen Traditionen seiner Soldatenlaufbahn geprägt und verfehlte in der damaligen Zeit, in der die Menschen noch von einem autoritären Regime geprägt waren, nicht seine Wirkung.
Beste Kontakte zu Land und Bund erleichterten ihm viele seiner Vorhaben und die Kontakte zum Bundesheer brachten regelmäßig hochrangige militärische Veranstaltungen nach Waidhofen.
Doch 1963 holte ihn seine Vergangenheit ein. Der Wiener Maler Chaimowicz zeigte Kohout in einer Ausstellung als Nationalsozialist, und beide Kontrahenten lieferten sich in einem fast zweijährigen Gerichtsverfahren einen erbitterten Kampf, bei dem Kohout schließlich freigesprochen wurde.
Das wohl wichtigste Projekt seiner Amtszeit, war die Gemeindezusammenlegung, für die er sich enorm engagierte, die ihn aber auch durch einen Schlaganfall stark belastete. Gegen die Widerstände der umliegenden Gemeinden, die um ihre Selbständigkeit und politische Orientierung fürchteten, wurde Waidhofen 1972 mit den Gemeinden Waidhofen-Land, St. Leonhard, Windhag und Zell vereinigt. So regierte Franz Josef Kohout im letzten Jahr seiner Amtszeit eine Stadt, deren Einwohnerzahl sich verdoppelt hatte und deren Gemeindegebiet um das Hundertfache erweitert worden war. Unter seinem Nachfolger Erich Vetter sollte diese Gemeindezusammenlegung sich zum großen Erfolgsprojekt entwickeln.
Was bleibt ist das Bild eines komplexen und widersprüchlichen Menschen, der durch viele Aktionen, wie die Absetzung eines Magistratsdirektors, Irritationen erzeugte, von vielen aber als durchsetzungsfähiger Bürgermeister bewundert wurde.
Erich Vetter (1972 – 1996)
Die Kindheit und Jugend Erich Vetters, der 1930 in Hohenmauth im heutigen Tschechien geboren wurde, ist von Krieg und Vertreibung gekennzeichnet. Bereits mit 15 Jahren war er Vollweise und siedelte 1947 aus Ostdeutschland nach Waidhofen über, der Heimatstadt seiner Mutter. Nach einer Bäckerlehre absolvierte er auch eine Schlosserausbildung bei seinem Schwiegervater, um den Betrieb übernehmen zu können.
1965 wurde Erich Vetter als Vertreter des Wirtschaftsbundes in den Gemeinderat gewählt und übernahm 4 Jahre später das Finanzressort als Stadtrat. Als er 1973 das Bürgermeisteramt von dem schwer erkrankten Franz Josef Kohout übernahm, hatte er auch eine Großgemeinde zu führen, die ihre Fläche verzehnfacht und ihre Bevölkerung verdoppelt hatte. Aber Vetter machte sich mit viel Elan, Durchsetzungsvermögen und Handschlagqualität ans Werk und damit viele Infrastrukturprojekte möglich.
Die Bergdörfer bekamen Schulen, Kindergärten, Vereinsheime und Baugrundstücke, um ihre eigenständige Identität zu bewahren. Zum neuen Ortsteil Zell baute Vetter gleich 3 neue Brücken, um die neu entstandenen Siedlungsgebiete an die Stadt anzuschließen. Als Wirtschaftsbundvertreter engagierte er sich für die Ansiedlung mehrerer Supermarktketten und Ausweitungsmöglichkeiten für wichtige Leitbetriebe der Stadt.
Der Ausbau der Sportstätten war ein wichtiges Thema in Vetters Amtszeit. Aber auch die Modernisierung von Krankenhaus und Schulen, sowie der Bau des Landespensionistenheims und Schwesternheims sind markante Projektumsetzungen.
Die 800 Jahr Feier der Stadt war einer der kulturellen Höhepunkte der Vetter Ära. Ein Festreigen, der die Stadt ein ganzes Jahr begeisterte, zeigt Erich Vetter als Regisseur einer ausgefeilten Logistik im Hintergrund. Diese kam ihm auch in seinen Verbindungen zum Land Niederösterreich zugute, die wichtige Verkehrsmaßnahmen wie den Ausbau der B121 und den Bau des Schillerparktunnels ermöglichten.
Zum Abschied machte Erich Vetter sich mit dem Umbau des Rathauses zum „Offenen Rathaus“ wohl selbst ein großes Geschenk. Damit konnte er sein Haus gut bestellt an den Nachfolger Wolfgang Sobotka übergeben.