Liebe zur Natur

Waidhofen a/d Ybbs bekennt sich mit Überzeugung zur „Natur im Garten“-Gemeinde. Experte Bernhard Haidler berät im Offenen Rathaus wöchentlich zum Thema naturnahe Gartengestaltung. 

Naschhecken schmecken Zwei-, Vier- und Sechsbeinern 

Herbst ist Heckenpflanzzeit - wer die richtige Auswahl trifft, schafft Überlebensraum für unsere Artenvielfalt und pflanzt Frucht- und Nussgenuss in der Speisekammer Garten. Lassen Sie Thuje, Kirschlorbeer oder Glanzmispel links liegen und pflanzen Sie stattdessen Dirndl, Hasel, Holler und Co. 

Die Pflanzung einer Naschhecke hat im Vergleich zu monotonen Sichtschutzhecken viele Vorteile. Blüten für Schmetterlinge und Wildbienen, Blattljause für Schmetterlingsraupen, Wintervorrat für Eichhörnchen, bunte Herbstfärbung und gesunde Früchte – das alles macht Ihren Garten zur lebendigen Genussoase. 

„Laubhecken mit heimischen Wildsträuchern haben im Vergleich zur Thujenhecke auch den entscheidenden Vorteil, dass sie durch kräftigen Schnitt verjüngt werden können, sie rascher wachsen und wenig Pflege benötigen“, so Katja Batakovic, fachliche Leiterin der Bewegung „Natur im Garten“.


Naschhecken schmecken allen:

Ein Heckenklassiker mit glänzend roten Früchten, den Dirndln, ist die Kornelkirsche (Cornus mas). Wer statt Dirndl-Marmelade lieber eine pikante Einmachvariante probieren möchte, kann die Früchte bereits vor der Reife ernten und einlegen. Selbst gemachte „Dirndl-Oliven“ sind eine echte, mediterrane Spezialität für die Speisekammer. Auch die Gewöhnliche Hasel (Corylus avellana) ist ein robustes und dankbares Gehölz. Mit ihren Nüssen wirkt sie nicht nur magisch anziehend auf Eichhörnchen, ebenso die Raupen von bis zu 64 Schmetterlingsarten, darunter viele Nachtfalter wie das Kleine Nachtpfauenauge, finden dort eine zünftige Blattljause. Auch der Eingriffelige Weißdorn (Crataegus monogyna; Anm.: feuerbrandgefährdet) vermag die Raupen von bis zu 70 Falterarten mit seinen Blättern zu verköstigen. Mit wunderschöner Herbstfärbung und gschmackigen Früchten punkten Gewöhnliche, Kupfer-, und Säulen-Felsenbirne (Amelanchier ovalis, Amelanchier lamarckii, Amelanchier alnifolia ‚Obelisk‘; Anm.: feuerbrandgefährdet). Ihre Blüten werden von über 30 Wildbienenarten besucht. Dank ihrer fleißigen Bestäubungsleistung reifen dann Früchte für mehr als 20 Vogelarten heran - wer ernten will, muss also schnell sein. Die Vielfalt Ihrer Naschhecke lässt sich noch um viele Köstlichkeiten erweitern. Unter www.willheckehaben.at finden Sie zahlreiche weitere Gehölzempfehlungen, um Ihre Speisekammer Garten individuell und zugleich gastfreundlich für Tiere zu gestalten. Tipp: Im Vordergrund gepflanzte Stauden verleihen anfangs noch luftig wirkenden Hecken in den ersten Jahren ein dichteres Erscheinungsbild und sorgen zusätzlich für wertvollen Lebensraum für Schmetterlinge und Co.  

Lecker Hecke gibt’s um die Ecke:

Kaufen Sie bevorzugt Pflanzen aus regionaler Produktion. Neben kurzen, klimafreundlichen Transportwegen zeichnen sich regional produzierte Pflanzen durch einen raschen Anwuchs sowie eine gesunde Entwicklung aus, da sie bereits im Klima und Boden Ihrer Heimatregion aufgewachsen und damit optimal an die Standortbedingungen angepasst sind. Unsere „Natur im Garten“ Partnerbetriebe bieten ein breites Sortiment sowie fachkompetente Beratung: www.naturimgarten.at/partnerbetriebe   

Am NÖ Heckentag bekommen Sie preisgünstig über 50 regional produzierte, heimische Gehölzarten. Neben praktischen Heckenpaketen und Wildsträuchern finden Sie auch wertvolle, alte Obstraritäten. Nähere Informationen zu Vorbestellung (bis 11.10.2023) und Abholung (am 4.11.2023) finden Sie unter www.heckentag.at  ;


Lichtverschmutzung – Möge uns ein Licht aufgehen! 

Straßenlaternen, Gebäudebeleuchtungen oder Licht von Schaufenstern und Reklame machen die Nacht im Siedlungsraum beinahe zum Tag. Insbesondere unsere Parks und Gärten sind jedoch wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

Künstliche Lichtquellen, welche unsere Umgebung zunehmend mit Lichtverschmutzung belasten, haben weitreichende Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Pflanzen. Zu viel oder stark gestreutes Licht verwirrt nachtaktive Tiere wie Fledermaus, Nachtfalter oder Glühwürmchen bei der Futter- oder Partnersuche und stört Zugvögel bei der Orientierung. Unzählige Insekten fliegen „wie die Motte in das Licht“ und verenden. Die tagaktive Tierwelt kann nicht ruhen, auch Pflanzen reagieren in vielfältiger Weise irritiert auf den künstlichen Tag. Lichtverschmutzung wirkt sich auch gesundheitsbeeinträchtigend auf den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen aus. 

Ein reflektierter Umgang mit Licht ist deshalb wichtig, denn die fast unbemerkt verlöschende Ressource – Dunkelheit – ist lebenswichtig für Mensch und Natur. In der Earth Night am 15. September 2023 wird Außenlicht für eine ganze Nacht lang reduziert bzw. abgeschaltet, um so ein Zeichen gegen die zunehmende Lichtverschmutzung auf der Welt zu setzen. Genauere Infos rund um die Earth Night 2023 am 15. September 2023 finden Sie unter www.earth-night.info    

„Lichtverschmutzung und der Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide tragen zum Rückgang zahlreicher Nachtfalterarten und ihrer Raupen bei. Das Wiener Nachtpfauenauge (Saturnia pyri), ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 17 cm die größte europäische Schmetterlingsart. Die erwachsenen Falter können keine Nahrung zu sich nehmen und leben nur wenige Tage, um sich fortzupflanzen“, so Katja Batakovic, fachliche Leiterin der Bewegung „Natur im Garten“.

Smarter Umgang mit Licht – Gut für Gesundheit und Umwelt

• Wo immer es möglich ist, gilt: Licht aus - das spart Energie und bares Geld, ist gut für Gesundheit und Umwelt und ermöglicht uns öfters nach den Sternen zu greifen.

• Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder ermöglichen Licht nach Bedarf.

• Montieren Sie Leuchtmittel möglichst niedrig, der Lichtkegel soll stets nach unten gerichtet sein, um eine breite Streuung des Lichts zu verhindern. Sogenannte Full-Cut-Off-Leuchten sind optimal. So sind z.B. Wege nur in jenem Bereich beleuchtet, wo dies wirklich notwendig ist. Ein gutes Maß hierbei ist, wenn außer der beleuchteten Fläche kaum Lichtabstrahlung wahrgenommen werden kann.

• Wählen Sie geschlossene Leuchtkörper, damit das Gehäuse nicht zur Insektenfalle wird. 

• Verzichten Sie auf die Beleuchtung von Bäumen, Hecken oder Gartenteich – denn dort leben zahlreiche Tiere! Fassaden und Swimmingpools sollten ebenso nicht angestrahlt bzw. beleuchtet werden, da helle und dadurch intensiv reflektierende sowie spiegelnde Flächen stark anziehend auf Insekten wirken.

• Kaufen Sie vor allem für den Außenbereich nur Leuchtkörper mit langwelligem, gelbem Licht mit dem Farbton „warmweiß“ (unter 3.000 Kelvin), dieses wirkt wesentlich weniger anziehend auf Insekten als „kaltweißes“ Licht.

• Selbst kleine Solarlämpchen sind für nachtaktive Tiere aufgrund des starken Kontrastes im dunklen Garten problematisch und verursachen dauerhaft leuchtend ungewollt Schaden, ohne zu nützen. Achten Sie deshalb darauf, dass auch diese Leuchtmittel abgeschaltet werden können, wenn Garten oder Balkon gerade nicht genutzt werden. 

Wer der eigenen Gesundheit sowie der Umwelt etwas Gutes tun möchte, der sollte Licht im Garten, auf der Terrasse und auf dem Balkon nur äußerst sparsam und bedacht nutzen. Eine echte Mondscheinnacht genießen zu können, ist heutzutage nämlich in unseren Breitengraden ein echter Luxus.


Wildes Früchtebuffet – Holunderbeeren Ernte 

Im Spätsommer reifen nun die schwarzviolett glänzenden, vitaminreichen Holunderbeeren heran. Zahlreiche Vogel- und Insektenarten werden im Frühjahr magisch von den cremeweißen Blüten angezogen, im Herbst bittet der Holler mit seinen schmackhaften Beeren ein zweites Mal zum reich gedeckten Tisch.

Neben seinem hohen ökologischen Wert als Nähr- und Nistgehölz, ist er pflegeleicht und seine Früchte lassen sich zu herrlichen kulinarischen Köstlichkeiten verarbeiten. Holunderbeeren sind reich an Mineralstoffen, besonders an Kalium und Eisen, und enthalten die Vitamine A und C sowie gesunde Anthocyane, die den Früchten die charakteristisch dunkle Farbe verleihen. Bei den Früchten handelt es sich botanisch gesehen genau genommen nicht um Beeren, sondern um kleine Steinfrüchte.

„Roh sind die Holunderbeeren ungenießbar, sie werden erst durch kurzes Erhitzen auf über 70°C verträglich. Auf diese Weise wird der giftige Pflanzeninhaltsstoff, das Glykosid Sambunigrin, abgebaut“, so Katja Batakovic, fachliche Leiterin der Bewegung „Natur im Garten“.

Holunder Ernte leicht gemacht

• Schneiden Sie stets ganze Dolden vom Holunderstrauch.

• Tragen Sie bei der Ernte Handschuhe, denn die Früchte färben stark. Früchte von Sträuchern, die in der Nähe von stark befahrenen Straßen wachsen, sollten aufgrund der Schadstoffbelastung nicht geerntet werden.

• Legen Sie die Ernte zunächst locker in einen mit Zeitungspapier ausgelegten Korb. Sobald die Ernte abgeschlossen ist, sollten die Früchte rasch weiterverarbeitet werden, da sie nicht lange haltbar sind.

• Für die Weiterverarbeitung sollten die Stiele und unreife grüne sowie rote oder braune Beeren entfernt werden, da sie den Geschmack ungünstig beeinflussen würden. Mit einem einfachen Trick geht das Abrebeln rasch: nehmen Sie eine Gabel und ziehen sie die Beeren behutsam von der Dolde.

• Jetzt ist auch schon alles für die Verarbeitung bereit. Vom traditionellen Hollerkoch oder -röster für den Kaiserschmarren über vitaminreichen Saft oder köstlicher Marmelade - mit Holunder lassen sich zahlreiche, gesunde Köstlichkeiten zaubern, die sich auch wunderbar als kleine, feine Mitbringsel verschenken lassen.

Und vergessen Sie zu Ehren des Holunders, der einst als natürliche Apotheke neben jedem Haus gepflanzt stand, nicht: „Wenn du am Hollerbusch vorbeigehst, zieh‘ deinen Hut!“


Veranstaltungstipps von „Natur im Garten“ für Privatgärtnerinnen und -gärtner:

„Natur im Garten“ Herbstfest, 30. September 2023 auf der GARTEN TULLN

Verbringen Sie einen schönen Herbsttag in der „Natur im Garten“ Erlebniswelt und feiern Sie mit uns 15 Jahre DIE GARTEN TULLN. Nähere Infos finden Sie unter www.naturimgarten.at/herbstfest  




Weitere Veranstaltungen sowie Informationen rund um die ökologische Bewirtschaftung im Garten:

„Natur im Garten“ Telefon +43 (0)2742/74 333, gartentelefon@naturimgarten.at , www.naturimgarten.at


Garten findet Stadt

Jährlich im Juni lädt Waidhofen ein, das wunderbare Stadtgrün zu entdecken. Naturvermittler nehmen die Besucher mit auf spannende Touren und verraten allerhand Wissenswertes über die verschiedenen Parkanlagen. Die Rundgänge führen durch die Stadt, durch Parks und Gärten und durch den Wald. Natürlich ist auch die beeindruckende Naturkulisse am Buchenberg mit seinem Waldgarten, dem Andachtsgarten und dem Pilzgarten Teil der Entdeckungsreise. Ambitionierte Privatgärtner, die eine Natur im Garten-Plakette besitzen, öffnen ihre Pforten und bieten zusätzlich zu ihren Grünoasen ein abwechslungsreiches Kulturprogramm vor Ort an.

Alle, die eine Natur im Garten-Plakette beantragen möchten, können sich entweder in der Umweltabteilung bei Manuela Frühwald /T +43 7442 511-246) oder bei Natur im Garten unter T +43 2742/74333 oder gartentelefon@naturimgarten.at oder bei Bernhard Haidler (freitags von 9.00 bis 13.00 im Infobüro Schloss Rothschild) melden. Die Voraussetzungen finden sich auf www.naturimgarten.at .



„Natur im Garten“-Gemeinde

Schon in den Vorjahren wurden zahlreiche private und öffentliche Gärten der Stadt mit Natur-im-Garten-Plaketten ausgezeichnet. Waidhofen geht aber noch einen Schritt weiter: Bei der Park- und Grünanlagengestaltung wird gänzlich auf Pestizide und chemisch-synthetische Düngemittel verzichtet. Durch die Einhaltung der "Natur im Garten"-Kriterien wurde Waidhofen a/d Ybbs 2015 offiziell zur "Natur im Garten"-Gemeinde ernannt. Ökologische, nachhaltige Bewirtschaftung ist das Grünflächen-Credo in der Stadt. 

Bildungsstandort 

Waidhofen a/d Ybbs ist außerdem "Natur im Garten"-Bildungsstandort. Unter anderem werden kostenlos Vorträge und Workshops zum Thema Garten angeboten.  Bei den Veranstaltungen finden Sie die nächsten Termine. Zudem wurde ein eigenes "Natur im Garten"-Büro im Rathaus eingerichtet.


"Natur im Garten"-Büro

Waidhofen a/d Ybbs bekennt sich mit Überzeugung zur "Natur im Garten"-Gemeinde. "Natur im Garten"-Berater Mag. Berhard Haidler informiert jeden Freitag im Schloss Rothschild zu diversen Gartenthemen und gibt saisonale Tipps für Pflanzenliebhaber!

Schon gewusst?
Der Schlosspark im Schloss Rothschild ist ein anerkannter "Natur-Im-Garten"- Schaugarten!



Öffnungszeiten

Freitags: 9.00 bis 13.00 Uhr

Termin ausmachen und vorbeikommen!
Anmeldung unter: T +43 2742 74 333

Standort

Schlossweg 2
3340 Waidhofen a/d Ybbs