Liebe zur Natur

Waidhofen a/d Ybbs bekennt sich mit Überzeugung zur „Natur im Garten“-Gemeinde. Experte Bernhard Haidler berät im Offenen Rathaus wöchentlich zum Thema naturnahe Gartengestaltung. 

Wer buddelt da – Wühlmaus oder Maulwurf? 

Der Maulwurf und die Große Wühlmaus halten keinen Winterschlaf, sind deshalb auch in der kalten Jahreszeit aktiv und benötigen weiterhin Nahrung. Während sich der Maulwurf bei Frost in tiefere Bodenschichten zurückzieht und tierische Kost verspeist, sind Wühlmausgänge besonders nach dem Abschmelzen der Schneedecke oberflächennah gut zu sehen. Die Wühlmaus macht sich im Garten nicht nur im Sommer unbeliebt, wenn sie ganze Jungpflanzen wie durch Zauberhand verschwinden lässt oder allerlei Wurzelgemüse vertilgt. Auch im Winter kann der kleine Pflanzenfresser Blumenzwiebel verspeisen oder beträchtliche Schäden an den Wurzeln von Stauden, Sträuchern und (Jung-)bäumen anrichten. Bevor Maßnahmen gesetzt werden, sollten Sie sich jedoch zuerst vergewissern, wer da wirklich in Ihrem Garten wühlt: Maulwurf oder Wühlmaus?

„Wühlmäuse haben ein enormes Vermehrungspotenzial. Zwischen März und Oktober wirft ein Weibchen drei- bis viermal. Ein Wurf besteht dabei aus 5–6 Jungen, die wiederum nach 6–8 Wochen selbst geschlechtsreif sind. In Jahren mit guten Lebensbedingungen kann es zu Massenvermehrungen kommen“, so Katja Batakovic, fachliche Leiterin der Bewegung „Natur im Garten“.

Maulwurf oder Wühlmaus – Die Verwühlprobe

Zur Unterscheidung der beiden Tierarten werden zunächst die Erdhaufen begutachtet. Beim Maulwurf sind die Erdhaufen groß, regelmäßig halbkugelig geformt und es sind keine Pflanzenreste darin zu erkennen. Die runde Gangöffnung befindet sich mittig im Zentrum des Hügels. Im Gegensatz dazu sind die Erdgebilde von Wühlmäusen unauffälliger, flach und unregelmäßig. Die aufgeworfene Erde befindet sich seitlich der eher ovalen Gangöffnung. Die gröbere Aushuberde ist mit Pflanzenresten durchsetzt und die Wand der Gänge glatt, da Wühlmäuse in den Gang ragende Wurzeln abfressen. Diese oberirdischen Spuren verraten meist schon einiges, die Inspektion der Erdhaufen ermöglicht aber nicht immer eine eindeutige Diagnose.

Eine „Verwühlprobe“ sorgt für die notwendige Klarheit. Ziehen Sie Handschuhe an und legen Sie mehrere Gänge auf eine Länge von 30 cm frei. Kontrollieren Sie die Probe nach einigen Stunden oder spätestens am nächsten Morgen. Wurden die Gänge wieder repariert, handelt es sich um von Wühlmäusen bewohnte Bereiche, die mit Fallen bestückt werden können. Sollte der jeweilige Gang nicht verwühlt sein, handelt es sich unbenutzte Bereiche oder um den Maulwurf – dann ist keine Maßnahme

erforderlich. Der Maulwurf ist ein ausgesprochener Nützling im Garten, denn er vertilgt pro Jahr etwa 30 kg Nahrung in Form von allerlei Insekten wie Engerlinge, Drahtwürmer, Erdraupen, Rüsselkäferlarven aber auch Schnecken. Generell zeigt die Anwesenheit des Maulwurfs, dass der Boden gesund ist und zahlreiche Lebewesen, welche seine Nahrungsgrundlagen bilden, vorhanden sind.

Handelt es sich um Wühlmäuse und ist der Befallsdruck sehr hoch, so können im Winter Wühlmausfallen eingesetzt werden. Da die Nahrung jetzt knapp ist, nehmen die Tiere Köder wie Karotten-, Sellerie- oder Apfelstücke besser an. Der Fachhandel bietet unterschiedliche Systeme, welche direkt in die Wühlmausgänge entsprechend der Herstellerempfehlung eingebracht werden. Lebendfallen sind nur bedingt empfehlenswert da die Tiere darin schnell verdursten - diese müssten daher alle 3–4 Stunden (auch nachts!) kontrolliert werden, um die Tiere rechtzeitig zu befreien. Trotz aller Vorsicht kann es vorkommen, dass ein Maulwurf in die Falle geht, da beide Tierarten teilweise das Röhrenlabyrinth des anderen nutzen. Draht und Durchschlupffallen werden Maulwürfen eher zum Verhängnis als solche mit Wühlmausködern.

Greifen Sie Fallen immer nur mit Handschuhen an und reiben Sie sie mit Erde ab, da die Tiere sonst den Menschengeruch wittern und die Falle meiden. Die Falle muss zudem oben gut abgedeckt sein, damit die Tiere nicht durch Luftzug oder in den Gang einfallendes Tageslicht misstrauisch werden. Natürliche und sehr begabte Wühlmausjäger sind neben Mauswieseln, Mardern und Greifvögeln im Sommer übrigens Äskulapnattern. Wo sie im Garten vorkommen und bleiben dürfen, haben es Wühlmäuse wesentlich schwerer.


Kräuter überwintern

Kräuter zählen zu den beliebten Allroundern unserer Gärten und Balkone. Sie können über das Jahr mehrmals frisch als Gewürz-, Heil- oder Teekräuter geerntet werden, lassen sich gut trocknen oder konservieren und bieten dazu in der Blütezeit auch noch Nahrung für Insekten. Damit die Freude an Gartenkräutern lange hält, ist es wichtig zu wissen, welche Bedingungen die unterschiedlichen Kräuter im Winter brauchen. Die frische Würzvielfalt aus der lebendigen Speisekammer Garten und Balkon bringt so auch nächstes Jahr wieder das „gewisse Etwas“ in die Küche.        

„Schneiden Sie Ihre Kräuter erst im Frühjahr, wenn sich der junge Austrieb zeigt und keine strengen Fröste mehr zu erwarten sind, zurück. So haben die Pflanzen mehr Kraft, um gut über den Winter zu kommen“, so Katja Batakovic, fachliche Leiterin der Bewegung „Natur im Garten“.

Winterzeit im Kräutergarten

Einjährige Kräuter: Basilikum, Majoran, Dill, Kerbel, Anis, Koriander, Borretsch, Sommer-Bohnenkraut oder Kapuzinerkresse brauchen keinen Winterschutz. Sie sterben im Winter ab und werden jedes Jahr neu angebaut oder säen sich teils auch bereitwillig von selbst wieder aus, weshalb sie manchmal irrtümlicherweise nicht als einjährige Pflanzen wahrgenommen werden.  

Winterhart: Im Garten überwintern können z.B. Schnittlauch, Petersilie, Minzen, Liebstöckel, Sauer-/Blutampfer, Estragon, Zitronenmelisse, Echter Lavendel, Colakraut/Eberraute, Ysop, Oregano oder Berg-Bohnenkraut. Petersilie ist ebenso frosthart, wird aber in der Praxis meist einjährig gezogen. Für viele überraschend, wurde die Petersilie zur Giftpflanze des Jahres 2023 gekürt. Im zweiten Jahr bildet die Petersilie Blüten und der Gehalt des Giftstoffes Apiol steigt in der gesamten Pflanze an. Ab der Blüte sollte das beliebte Küchenkraut deshalb nicht mehr verzehrt werden.

Mediterrane Kräuter: In milden Regionen können Kräuterschätze des Südens wie Thymiane, Echter Salbei, Muskatellersalbei, Griechischer Salbei, Rosmarin, Olivenkraut, Heiligenkraut oder Currykraut den Winter auch im Freien überstehen. Unbedingt notwendig ist dabei jedoch ein durchlässiges Substrat, damit sich keine Staunässe bildet. Eine Packung Laub und das zusätzliche Abdecken mit Reisig oder mit lichtdurchlässigem Öko-Vlies für Immergrüne bietet Schutz vor der Kälte. Wenn Sie unsicher bezüglich der Gegebenheiten in Ihrer Region sind, empfiehlt sich die Kultivierung empfindlicher Kräuter im Topf. Sie werden dann am besten in einem unbeheizten, frostfreien und hellen Quartier überwintert. 

Nicht winterhart: Zitronenverbene, Strauchbasilikum, Ananas-Salbei, Zitronengras, Jiaogulan (Kraut der Unsterblichkeit), Stevia/Süßkraut oder Gewürz-Lorbeer benötigen ein geschütztes, helles Winterquartier mit einer Temperatur von etwa 5 bis 10 °C, zum Beispiel im Gewächshaus, Wintergarten oder Treppenhaus.            

Nahrung brauchen die Pflanzen im Winter nicht - gedüngt wird um diese Jahreszeit also keinesfalls. Denken Sie aber den Winter über daran, immergrüne Pflanzen draußen im Garten an frostfreien Tagen zu gießen. Im Haus überwinternde Pflanzen sollten regelmäßig auf Wasserbedarf und Schädlingsbefall kontrolliert werden. 


Veranstaltungstipps von „Natur im Garten“ für Privatgärtnerinnen und -gärtner:

 Veranstaltungen sowie Informationen rund um die ökologische Bewirtschaftung im Garten:

„Natur im Garten“ Telefon +43 (0)2742/74 333, gartentelefon@naturimgarten.at , www.naturimgarten.at


Garten findet Stadt

Jährlich im Juni lädt Waidhofen ein, das wunderbare Stadtgrün zu entdecken. Naturvermittler nehmen die Besucher mit auf spannende Touren und verraten allerhand Wissenswertes über die verschiedenen Parkanlagen. Die Rundgänge führen durch die Stadt, durch Parks und Gärten und durch den Wald. Natürlich ist auch die beeindruckende Naturkulisse am Buchenberg mit seinem Waldgarten, dem Andachtsgarten und dem Pilzgarten Teil der Entdeckungsreise. Ambitionierte Privatgärtner, die eine Natur im Garten-Plakette besitzen, öffnen ihre Pforten und bieten zusätzlich zu ihren Grünoasen ein abwechslungsreiches Kulturprogramm vor Ort an.

Alle, die eine Natur im Garten-Plakette beantragen möchten, können sich entweder in der Umweltabteilung bei Manuela Frühwald /T +43 7442 511-246) oder bei Natur im Garten unter T +43 2742/74333 oder gartentelefon@naturimgarten.at oder bei Bernhard Haidler (freitags von 9.00 bis 13.00 im Infobüro Schloss Rothschild) melden. Die Voraussetzungen finden sich auf www.naturimgarten.at .



„Natur im Garten“-Gemeinde

Schon in den Vorjahren wurden zahlreiche private und öffentliche Gärten der Stadt mit Natur-im-Garten-Plaketten ausgezeichnet. Waidhofen geht aber noch einen Schritt weiter: Bei der Park- und Grünanlagengestaltung wird gänzlich auf Pestizide und chemisch-synthetische Düngemittel verzichtet. Durch die Einhaltung der "Natur im Garten"-Kriterien wurde Waidhofen a/d Ybbs 2015 offiziell zur "Natur im Garten"-Gemeinde ernannt. Ökologische, nachhaltige Bewirtschaftung ist das Grünflächen-Credo in der Stadt. 

Bildungsstandort 

Waidhofen a/d Ybbs ist außerdem "Natur im Garten"-Bildungsstandort. Unter anderem werden kostenlos Vorträge und Workshops zum Thema Garten angeboten.  Bei den Veranstaltungen finden Sie die nächsten Termine. Zudem wurde ein eigenes "Natur im Garten"-Büro im Rathaus eingerichtet.


"Natur im Garten"-Büro

Waidhofen a/d Ybbs bekennt sich mit Überzeugung zur "Natur im Garten"-Gemeinde. "Natur im Garten"-Berater Mag. Berhard Haidler informiert jeden Freitag im Schloss Rothschild zu diversen Gartenthemen und gibt saisonale Tipps für Pflanzenliebhaber!

Schon gewusst?
Der Schlosspark im Schloss Rothschild ist ein anerkannter "Natur-Im-Garten"- Schaugarten!



Öffnungszeiten

Freitags: 9.00 bis 13.00 Uhr

Termin ausmachen und vorbeikommen!
Anmeldung unter: T +43 2742 74 333

Standort

Schlossweg 2
3340 Waidhofen a/d Ybbs