Eine kleine Marktgeschichte

Die Wurzeln des Waidhofner Wochenmarkts reichen tief in die Geschichte zurück. Er überlebte Krisen und Kriege, durchlebte Epochen der Not und des Überflusses, ohne dabei jemals seine Bedeutung zu verlieren.


Das älteste Zeugnis, das bis heute vom Wochenmarkt überliefert ist, ist eine Marktordnung aus dem Jahr 1587. Aber schon für das gesamte 13. Jahrhundert steht außer Zweifel, dass Waidhofen als wirtschaftliches Zentrum des Ybbstals fungierte. Der Wochenmarkt erfüllte dabei eine wesentliche Rolle für den Güteraustausch, wie Mag. Walter Zambal für die Ausstellung „Zeitbilder“ recherchierte: Der Handel in der Umgebung der Stadt war verboten, jede Ware sollte direkt den Markt erreichen, um Zwischenhändler auszuschließen.

Auf diese Weise – und vor allem aufgrund Waidhofens wichtige Stellung für den Provianthandel mit Eisenerz – entwickelte sich der Waidhofner Wochenmarkt zu einem Umschlagplatz riesiger Mengen von Nahrungsmitteln.  Die Waidhofner Eisenhändler und Verleger lieferten die am Markt erworbenen Lebensmittel nach Eisenerz und erhielten als Rückfracht Eisen, das so genannte „Provianteisen“ (Abfalleisen, Graglach), mit dem sie die Waidhofner Schmiede versorgen.

Bis zum Jahr 1800 wurde der Wochenmarkt an Samstagen am Unteren Stadtplatz abgehalten, nur zwischen 1652 und 1659 wich man auf Mittwoch aus. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Dienstag zum Markttag.

Bis zu 121 Getreidewägen pro Markttag im 19. Jahrhundert

Beeindruckend sind auch einige historische Zahlen: So lieferten im Jahr 1847 insgesamt 3.110 Wägen Weizen, Gerste, Hafer und andere Getreidesorten in die Stadt, bis zu 121 (!) Getreidewägen fuhren an einzeln Markttagen in die Stadt ein. 61 Tonnen Getreide wurden durchschnittlich an einem Markttag verkauft, hinzu kamen Schmalz, Eier, Geflügel, Mehl und Salz.

An das „Fürkaufsverbot“, also das Verbot von Handel außerhalb der Marktzeiten und Marktzonen, dürften sich Bürger, Bäcker, Müller und Bauern nicht immer gehalten haben. Der Stadtrichter musste mehrmals „derbe Verweise“ aussprechen und Strafen anordnen, wie in den Stadtchroniken nachzulesen ist.

Historische Fotografien

Seit dem Aufkommen der Fotografie gibt es Zeugnisse früherer Generationen, die das bunte und rege Treiben auf dem Wochenmarkt festgehalten haben. Sie zeigen, wie sich die Anzahl der Stände und Besucherinnen und Besucher, beeinflusst von wirtschaftlichen Auf- und Abschwüngen, im Laufe der Zeit verändert hat. Doch selbst in den härtesten Zeiten ist die Tradition des Marktes nie ganz erloschen, ein Beweis für seine tiefe Verwurzelung im Herzen der Stadt.

Und auch heute behauptet der Wochenmarkt seinen festen Platz im Leben der Waidhofnerinnen und Waidhofner. Das spezielle regionale Angebot, die persönlichen Begegnungen und die besondere Atmosphäre ziehen nach wie vor eine treue Kundschaft an. Der Waidhofner Wochenmarkt steht somit nicht nur für die Fortführung alter Traditionen, sondern auch für eine lebendige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Stadt und Land.