Gemeinsam für unsere Notfallversorgung

Petition läuft bis 15. November

Ab April 2027 soll der Notarztstützpunkt in Waidhofen an der Ybbs geschlossen werden. Dieser Beschluss wurde vom NÖ Landtag im Rahmen des Gesundheitsplans 2040 gefasst. Eine Entscheidung, die weit über die Stadtgrenzen hinaus Auswirkungen hat, da der Stützpunkt auch angrenzende Gemeinden in Oberösterreich und der Steiermark versorgt.

Um transparent und verständlich zu informieren, organisierte die Stadt Waidhofen ausgehend von der Stadtregierung – Bürgermeister Werner Krammer, Vizebürgermeister Armin Bahr und Stadtrat Martin Dowalil - am 15. Oktober eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung. Experten des Roten Kreuzes erklärten dabei im Detail wie die Notfallversorgung derzeit organisiert ist und wagten auch einen Ausblick in die Zukunft.

„Wir nehmen alle Sorgen sehr ernst und setzen uns seitens der Stadt und der Region für eine bestmögliche Notfallversorgung ein. Die Exponiertheit und Größe unserer Region erfordert eine notärztliche Versorgung rund um die Uhr und sieben Tage die Woche“, betonte Bürgermeister Werner Krammer bei der Infoveranstaltung. „Dazu kommt noch, dass Waidhofen als Statutarstadt eine Sonderstellung innehat und, dass sich nicht nur große Teile des Bezirks Amstetten, sondern auch weite Teile der angrenzenden Bezirke in den Bundesländern Oberösterreich und Steiermark auf die notärztliche Versorgung von Waidhofen verlassen.“

Trotz zahlreicher Gespräche der Stadtregierung mit Entscheidungsträgern auf Landesebene blieb bislang unklar, wie der Wegfall des Stützpunktes kompensiert werden soll. „Es wird an einer Lösung gearbeitet, die sich an den regionalen Besonderheiten orientiert. Das wurde uns bereits seitens des Landes Niederösterreich signalisiert. Und darauf beharren wir auch“, versicherte Bürgermeister Krammer.

Petition „Jede Minute zählt“

Vor diesem Hintergrund unterstützen die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden auch geschlossen eine Petition, die zwei klare Ziele für die künftige Notfallversorgung definiert: Erstens die Sicherung der notfallmedizinischen Versorgung in der jetzigen Qualität über 1. April 2027 hinaus: Der Notarztstützpunkt Waidhofen darf erst geschlossen werden, wenn das im Gesundheitspakt angesprochene Kompensationssystem aufgebaut ist. Und zweitens braucht es ein weiteres Notarztmittel im 24/7-Betrieb. Für die Notfallversorgung der Region Waidhofen, des südlichen Bezirks Amstetten und der angrenzenden Gemeinden in Oberösterreich und der Steiermark ist ein alleiniger NEF-Stützpunkt in Amstetten, wie im Gesundheitsplan vorgesehen, nicht ausreichend.

Die Petition liegt in den betroffenen Gemeinden auf und ist auch online auf der Website der Stadt Waidhofen ausfüllbar: www.waidhofen.at

Mehr Kompetenzen bei Notfallsanitätern
Der Wegfall des Notarztstützpunktes Waidhofen wird mit einem künftigen Mangel an Notärztinnen und Notärzten argumentiert. Dazu präsentierten Sebastian Kautzky – leitender Notarzt des Notarztstützpunktes Waidhofen – und Thomas Frühwirt vom Roten Kreuz Waidhofen beim Informationsabend interessante Zahlen.

„Das Notarzteinsatzfahrzeug Waidhofen habe in den letzten Jahren aus vielerlei Gründen einen Rückgang in der Einsatzalarmierung erlebt“, so Kautzky. Grund dafür sei unter anderem durch die verbesserte Ausbildung der Notfallsanitäterinnen und -sanitäter eine Änderung der Ausrückordnung, wonach bei bestimmten Indikationen nun nicht mehr die Notärztin oder der Notarzt, sondern der Rettungswagen die Patientenversorgung übernehmen konnte. So kam es im ersten Halbjahr 2022/23 zu einem Rückgang der Notarzteinsätze in Niederösterreich um 27 Prozent.

Bei Wegfall des Notarztstützpunktes sollen künftig noch mehr Notfallsanitäterinnen und -sanitäter mit höheren Kompetenzen die Erstversorgung übernehmen. Die Notärztinnen oder der Notarzt sollen nur mehr zu jenen Fällen ausrücken, die sie tatsächlich benötigen.
„Das Rettungswesen befindet sich in Waidhofen schon jetzt auf einem außerordentlich hohen Niveau, weil bereits in der Vergangenheit die Notfallsanitäter-Quote auf den Rettungswägen gesteigert wurde“, erklärte Thomas Frühwirt vom Roten Kreuz Waidhofen. In den letzten fünf Jahren haben sich Ausstattung und Kompetenzen der Notfallsanitäterinnen und -sanitäter maßgeblich verbessert. „Dadurch haben sich auch die Alarmierungen von Notärztinnen und Notärzten in den letzten Jahren reduziert“, so Thomas Frühwirt.

Zu den Notarzt-Alarmierungen ergänzte Kautzky: Es gab im Jahr 2024 745 Alarmierungen, wovon 111 Mal der Notarzt noch vor Eintreffen storniert wurde, weil festgestellt wurde, dass er nicht benötigt wird. Über 250 Mal war der Notarzt mit vor Ort und hat ausschließlich die Erstbegutachtung bzw. -versorgung vorgenommen, bei den restlichen knapp 345 Einsätzen hat die Notärztin oder der Notarzt den Transport begleitet, wobei diese Zahl in diesem Jahr bereits deutlich rückläufig ist. Für eine gut funktionierende Notfallversorgung braucht es aber beides, stellte Kautzky klar: „Notfallmedizin geht nur gemeinsam. Ich weiß, was unsere Sanitäterinnen und Sanitäter können und darauf bin ich auch sehr stolz. Es braucht aber auch bei schwerstkranken und schwerverletzten Personen eine Notärztin oder einen Notarzt.“

Stimmen aus der Bevölkerung
Die Befürchtungen und Ängste der Zivilgesellschaft brachte Alfred Lichtenschopf als Sprecher des Komitees Herzalarm auf den Punkt: „Es ist uns ein großes Anliegen, dass die Entscheidungsträger dieses Gesundheitsplans nach Waidhofen kommen und mit den Experten vor Ort an ernsthaften Lösungen arbeiten, die auch für die Region angemessen sind. Denn wir wollen, dass die Qualität der Notfallmedizin, die derzeit auf einem beispielhaft hohen Niveau ist, erhalten bleibt.“